Weihnachten

Am Heiligen Abend wurde Stroh in die Stube gebreitet. Es sollte erinnern, dass das Christkind in einem Stall zur Welt kam, zum anderen strahlte es Ruhe und Geborgenheit aus. Am Heiligen Abend mussten neunerlei Gerichte vorbereitet sein.

  1. Hiaf'nbiazala1) - das Hauptgericht. Sie wurden in einer großen Schüssel angerichtet. Alle Familienangehörigen saßen um den Tisch und alle aßen gemeinsam daraus.
  2. Linsen- oder Erbsenpürre
  3. Pilzgericht süß oder sauer angerichtet
  4. Semmeln in kalter Milch eingeweicht
  5. Der Weihnachtsstollen
  6. Ein ganzer Laib Brot der mit der bemehlten Seite nach unten auf den Tisch liegen musste .
  7. Nüsse
  8. Äpfel
  9. Und nicht zu vergessen die selbst gemachten Süssigkeiten.


weihnachten.jpgWährend des Essens musste die Türe versperrt sein. Niemand durfte vom Tisch gehen bevor nicht Alle gegessen hatten. Essensreste brachte man in den nahen Wald, damit der Fuchs das kommende Jahr kein Federvieh holen sollte.

Mit Weihrauch wurden alle Räume ausgeräuchert und mit Weihwasser besprengt - das sollte vor Krankheit und Unglück schützen. Allen Tieren im Stall brachte man ein Stück Brot mit einer Prise Salz und Weihwasser, dass auch sie von allen Krankheiten verschont blieben.

Nachher war die Bescherung, die sehr bescheiden ausfiel. Ein Lichterbaum, sowie eine kleine Krippe waren die größte Freude. Selbstgestrickte Mützen oder Schals lagen unter dem Baum. Süssigkeiten waren auch immer dabei.

Bevor man zur Christmette ging, wurde eine große Zwiebel halbiert, die einzelnen Häute auseinander genommen, mit der Wölbung nach unten auf den Tisch gelegt. Zwölf mussten es sein- fiir die 12 Monate. In diese Schälchen streute man Salz. Wenn man am nächsten Morgen nachschaute und in manchen Schalen das Salz flüssig geworden war, konnte man auf ein regenreiches Jahr rechnen. Blieb es aber trocken, dann auf sonnige Monate. Es hat sich auch meistens bewahrheitet.

Um 11 Uhr ging man mit den Familien aus der Nachbarschaft in die Christmette. Fast eine Stunde Fußweg. Da im Dorf keine Straße vorbeiführte und der Weg meist verschneit war, gingen die Männer mit Laternen voraus, Frauen und Kinder in der ausgetretenen Spur hinterher.

In der Kirche saßen, der Kälte wegen, die Leute dicht nebeneinander, denn damals wurde nicht geheizt. Nach der feierlichen Christmette hatte man dann den weiten Rückweg noch vor sich. Todmüde aber glücklich kam man um halb Drei Uhr nach Hause. 2)

Fasching

Zur Faschingszeit fand seit alten Zeiten am Dienstag ein Maskenzug statt. Derselbe stellt einen herrschaftlichen Brautzug dar. Der Bräutigam, als Herr Baron tituliert, die Braut, die Frau Baronin, ein Tiroler und eine Tirolerin in Originaltracht, zwei Marketenderinnen, 2 Förster, 1 Vorläufer (Brautzugführer), 1 Bajazzo (Spaßmacher), welcher die Aufgabe hat, den Bräutigam eine humorvolle Predigt zu halten, 1 Doktor mit seinem Bedienten, 2 Eselreiter und 4 Hanswürste. Diese tragen den Bajazzo auf einer Bahre aus dem Gasthause ins Freie. Hier wird der Bajazzo von seinem einjährigen Schlafe vom Bräutigam geweckt und hält nun auf der Bahre stehend seine Predigt.

Die Musik spielt und hernach geht es von Haus zu Haus. Im Hause der Braut ist der Hochzeitsschmaus. Zum Auszuge findet sich noch ein Strohbär, auch treibt eine Wildschützenbande auf den nahen Feldern ihr Unwesen. Die Wildschützen werden aber meist von den Förstern hopp genommen und im Stalle eingesperrt, wo sie dann gegen ein entsprechendes Lösegeld wieder frei gelassen werden. Auch Kesselflicker und Drahtbinder stellen sich oft beim Ausmarsche ein. Abends nach der Heimkehr wird am Saale getanzt. 3)

Ostern

ostern.jpgFür die Jugend bestand das „Aufpeitschen“ am 1. Osterfeiertage. Nach dem Gebetläuten zum Mittag begeben sich die Kleinen mit ihren aufgeputzten, mit einer schönen Masche versehenen Aufpeitschrute in die Häuser und sprechen:

„Ojer raus, Gold raus!“ (Eier heraus, Geld heraus).

Die Kleinen sagen wohl auch: „Ich bin ein kleiner König, gebt mir nicht zu wenig, lasst mich nicht zu lange stehn, muß noch ein Häuslein weitergeh'n!“ Hierauf erhalten die Kinder gefärbte Eier und wo diese nicht zulangen ein entsprechendes Geschenk in Geld.

Für die erwachsene Jugend bestand am 1. Osterfeiertag das sogenannte „Ojerohgeign“. (Eierabgeigen). Bei anbrechender Dunkelheit zogen die tanzfähigen Burschen mit der Musikkapelle in die Häuser der tanzfähigen Mädchen und erhielten da von diesen gefärbte Ostereier.

Auch am Kirchweihdienstag fand ein Umzug mit Musik statt. Diesen Umzug begleitet ein Mann mit einem Korbe und sammelt in den Häusern Kuchen; auch 2 Fleischer befinden sich im Zuge und suchen etwas schlachtbares (einen Kirhhasen oder eine Henne) zu ergattern. Abend gibt es dann im Gasthause einen Kaffee mit Kuchen und danach Kirchweihtanz. 4)

An Fichte und Buche

Freistehende Bäume dienen häufig als markante Orientierungspunkte. Zwei Beispiele waren im heimatlichen Bereich die „Fichte“ und die „Buche“. An der „Fichte“ kamen wir auf unserem Kirchweg nach Schönwald vorbei. Jedem Kind war diese Ortsangabe geläufig. Sie stand an der scharfen Rechtskurve vor dem Gries, nicht weit von Baiers (Meign) Scheune entfernt. Mit knorriger Rinde und sturmzerzaustem Wipfel stand diese weithin sichtbare Wetterfichte in der Landschaft.

huettmesgruen_musik.jpgAn der Fichte war es bei unseren Kirchenfesten für die Musikanten unserer Blaskapelle auf dem Heimweg von Schönwald Zeit, die Instrumente bereitzuhalten‚ denn an Baiers Scheune erfolgte die Aufstellung der Vereine (Feuerwehr, Veteranen, Heimatsöhne), die mit einem schmissigen Marsch vor Hoßners Gasthaus marschierten. Die „Buche“, ebenfalls ein prächtiges Exemplar ihrer Gattung, stand in der entgegengesetzten Richtung, an der Straße zwischen dem Reitförster (Fuchsstein) und dem Mauthaus, direkt unter dem Wirbelstein (1094 m).

Für die Marktfrauen, die ihre heimischen Produkte auf dem „Geberch“ verkauften und für die im herrschaftlichen Forst Tätigen war sie ein sehnlichst erwartetes Ziel, denn an der Buche war die Steigung überwunden und über die Mauth und das Huthaus nach Stolzenhain ging es auf der Ebene weiter. Sicher werden sich viele von uns noch des Zwischenfalls unweit der Buche erinnem, bei dem eine Dorfbewohnerin nach Kriegsende auf dem Weg zur sächsischen Grenze Leben lassen musste. 5) 6)

1)
Quelle: Hüttmesgrün - Heimische Kochrezepte, von Erna Grund, aus Waldkraiburg.
2)
Quelle: Kindheitserinnerungen an Hüttmesgrün, von Erna Grund, aus Waldkraiburg. - Vielen lieben Dank dafür!
5)
Quelle: Erna Grund, Heimatblatt „Mei' Erzgebirg“, 1993
6)
Quelle Bild: „Musik in Hüttmesgrün“, Fotosammlung von Johanna Hossner, privat
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