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Hüttmesgrün - Gründungssage
Im 12. Jahrhundert kam in die Gegend des unteren Zwieselbaches ein Bergmann, namens Hippmann und suchte hier nach Erzen. Es ist dies die Zeit, wo das Erzgebirge infolge seines Erzreichtumes von Bergleuten aus aller Herren Länder aufgesucht wurde, um hier nach Erzen, ins besonders aber nach Silber zu graben. Dazumal waren im Erzgebirge noch diese Urwaldbestände anzutreffen, Bären und Wölfe waren keine Seltenheiten. Viele Namen, wie Bärenwald bei Stolzenhain, Wolfsberg bei Platten, der Wölfling bei Salmtal, Bärringen (Bär- Ring) deuten darauf hin.
Besagter Hippmann dürfte wohl auch Erze gefunden haben und soll sich auch am Zwieselbache eine Holzhütte erbaut haben. Diese Hütte soll dort gestanden haben, wo heute das Haus Nr. 33 des Wenzel Lögler steht. Nach und nach sollen sich noch mehr Bergleute angesiedelt haben und so ein kleiner Ort entstanden sein, der nach dem Gründer Hippmannsgrün benannt wurde. Im Laufe der Jahre hat sich der Name Hippmannsgrün abgeschliffen und es ist daraus der heutige Name Hüttmesgrün entstanden. 1) 2)
Hauenstein - Erinnerung an Bergleute
Was vielen vielleicht nicht bewusst ist, aber der Name Hauenstein hängt mit der Erzförderung zusammen. Die Burg wurde auch zur Bewachung der Bergwerke erbaut, wo man Silber und Edelsteine gewann.
Der Legende nach münden viele Stollen in der Nähe der Burg. So kann man auch heute noch in stürmischen Nächten, wenn im Bergfried (Hauptturm / Wehrturm) nur der Wind spielt, ein Echo der schweren Bergwerkarbeit hören und wenn man genau hinschaut, kann man in der Dunkelheit der Hänge kleine Lichter sehen. Vielleicht sind es Gnome, die in den verlassenen Stollen arbeiten und dort heute immer noch ihre Schätze fördern. 3)
Emmi aus Hüttmesgrün
Emma Siegl (geb. Foh) wollte „immer noch mal fort“, „nochmal raus“ aus ihrem (geliebten) Dörfchen Hüttmesgrün im Erzgebirge.
1936 sollte sich dieser Traum für die damals 18-jährige Emmi erfüllen. Auf dem Schloss Hartenstein in Sachsen (bei Zwickau) suchte Alexander, Fürst von Schönburg, ein Dienstmädchen für den Meierhof. Der Kontakt wurde über den Grafen von Hauenstein geknüpft. Der Graf erzählte es dem Förster, der die Botschaft nach Hüttmesgrün trug. Die Wahl fiel auf die junge Emmi, die sich alsbald auf den Weg machte.
Ihr Verlobter brachte sie noch bis Oberwiesenthal. Von dort ging es dann allein weiter - mit dem Zug. Auf dem Weg über Zwickau nach Hartenstein musste sie noch einmal umsteigen. „Bahnsteig 8“ das wusste sie ganz genau. Aber wo ist dieser Bahnsteig nur? (Auf ihrem Heimatbahnhof Warta, auf der Strecke nach Karlsbad, gab es nur einen einzigen Bahnsteig.)
Sie zögert nicht lange und fragt den Schaffner auf dem Bahnhof, wo denn der „Bahnsteig 8“ sei. „Na da drüben!“ antwortet der Bahnmitarbeiter freundlich und zeigt auf die entfernt liegendende Plattform. Sogleich macht sich das nichtsahnende, junge Mädchen auf und läuft direkt über die Schienen. Die Rufe des Schaffners: „Nein, nein, Sie müssen zurück!!!“ ignoriert die tapfere Emmi. Sie geht einfach weiter, „es war ja frei“.
„So dumm war'n wir auf dem Dorf!“ sagt sie später bei einem Interview4) mit einem charmanten und herzlichen Lächeln. - Wir wissen dabei, wie mutig sie war! Emmi aus Hüttmesgrün.
Der Weg zur Bahnstation nach Warta
Manche der Dorfbewohner, die in Pürstein, Klösterle, Jokes oder Schlackenwerth als Maurer und Fabrikarbeiter arbeiteten oder weiterführende Schulen besuchten, werden sich manchmal des täglichen Weges zur Bahnstation Warta erinnern. Da der Weg über Hauenstein nach Warta viel mehr Zeit in Anspruch genommen hätte, blieb nur der über das Büscherl, Schmiemotzen, Gesmesgrün, an Rohler vorbei zur Petersmühle und über die Egerbrücke, am Mauthäusl vorbei zum Bahnhof.
Im Winter war bei starken Schneeverwehungen oder bei Eisglätte der Weg besonders beschwerlich. Man mußte Taschenlampe oder Laterne benützen, um nicht vom Weg abzukommen. Da der Zug fast immer pünktlich eintraf, mußte ein gleichmäßiges Tempo eingehalten werden. Wenn in einer stockfinsternen Wintemacht morgens um fünf mehrere Leute nach Warta mit Laternen unterwegs waren, bot sich den zum Zug Eilenden das zauberhafte Bild einer Lichterkette: die Laternenträger.
Wenn der Zug an der Egerbrücke manchmal schon das Einfahrtssignal hatte, blieb nicht anderes übrig, als die letzten hundert Meter vom Mauthäusl zur Bahnstation im Dauerlauf zurückzulegen.
Einige der älteren Dorfbewohner werden sich vielleicht noch an eine akustische Besonderheit bei mildem Winterwetter (Tauwetter-Leiwetter) erinnern. Die Sprengschüsse der Steinbrucharbeiter von Warta hörte man um 17.00 Uhr beim Feierabend in Hüttmesgrün so deutlich, als ob sie auf dem Egertl oder auf der Leiten gezündet worden wären. 5) 6)
Drei Häuser
Manche ehemaligen Dorfbewohner werden zunächst mit dieser Ortsbezeichnung nicht viel anfangen können. Diejenigen aber, die öfters zu Fuß nach St. Joachimsthal gegangen sind; werden noch wissen, dass es ab Holzbach zwei Möglichkeiten gab, in das Radiumbad zu gelangen: entweder über Holzbach-Lehen zum Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ oder über „Drei Häuser“ (das waren die letzten drei in einer Reihe stehenden Häuser der stetig ansteigenden Ortschaft Holzbach) hinter denen man bald eine reizvolle Streusiedlung am Hang erblickte: Dürnberg.
Der Weg über „Drei Häuser“ war erheblich kürzer, aber auch beschwerlicher. Der Fußweg über Lehen war dafür bequemer, aber länger. Es gab noch einen dritten Weg nach St. Joachimsthal, der über die steile Girschickreith und das untere Holzbach führte, der aber wegen seiner Beschwerlichkeit wenig benutzt wurde. Die ersten beiden Wege trafen sich bei der „Schönen Aussicht“. Von dort gelangte man über einen Steilweg in das untere Dürnberg und nach Klein-Amerika, einer neuzeitlichen Straßensiedlung. Um in die obere Stadt zu gelangen, wo die Behörden unserer Bezirksstadt lagen, war man volle zwei Stunden unterwegs.
St. Joachimsthal war aber nicht nur die für uns zuständige Bezirksbehörde, sondern auch für viele Maurer, Handlanger, Straßenarbeiter, Bauarbeiter und Handschuhmacher eine wichtige Stelle für den Broterwerb. Manche Werktätige - wie die meist jungen Handschuhmacher - legten den langen Weg über Schönwald, Marletzgrün, Weidmesgrün, Unterbrand und Oberbrand mit dem Fahrrad zurück. Altere Arbeitnehmer, besonders die Maurer und ihre Gehilfen, entschieden sich für den anstrengenden Fußmarsch in die schicksalsträchtige und weltberühmte Stadt. 7)